Moot Court: Spy Game in der Juristenausbildung

Eine Gruppe von deutschen Juristen aus Bochum ist zwischenzeitlich in Washington, D.C. eingetroffen, um über internationale Rechtsfragen der Rechtmäßigkeit von Massenüberwachungsprogrammen, Cyberattacken gegen Staaten und die Verwertbarkeit „gestohlener“ Staatsgeheimnisse zu verhandeln.

Das nächste Kapitel der NSA-Abhöraffäre? Weiteres Tauziehen um Edward Snowden? Bestehen uns neue internationale Verwerfungen bevor?

So tun, als sei man Rechtsanwalt – bevor man wirklich Rechtsanwalt ist?

Internationale Diskussionen gibt es, allerdings dürften sich die Auswirkungen auf die Weltpolitik in Grenzen halten. Derzeit findet die internationale Ausscheidung des Philip C. Jessup International Law Moot Court in Washington, D.C. statt. Der „Jessup“ ist ein Moot Court, also ein fiktives Gericht, auf dem Gebiet des  Völkerrechts und auch der älteste bestehende Moot Court. Und die Gruppe deutscher Juristen aus Bochum? Die ist das Jessup Moot Court Team der Ruhr-Universität Bochum, das mit den weiteren deutschen Teams der Bucerius Law School, Hamburg (BLS) und der Ludwig-Maximilians-Universität, München (LMU) sowie internationalen Teams an dieser Ausscheidung teilnimmt.

Während Moot Courts in der US-amerikanischen Juristenausbildung eine lange Tradition als Praxisanteil der Juristenausbildung haben und der Jessup bereits 1959 gegründet wurde, nimmt die RUB seit 2003 an dem Jessup teil. Jurastudenten können sich im Rahmen der Moot Courts in diesen fiktiven Gerichten – aber vor erfahrenen und hoch angesehenen Juristen - im Wettbewerb messen, Fälle vorbereiten, Argumentieren üben und so Erfahrungen sammeln, die über das Lösen von kurzen Sachverhalten mit fest angelegten Problemen hinausgehen.

Handeln wie ein Rechtsanwalt – schon bevor man Rechtsanwalt ist!

Obwohl Moot Courts selbstverständlich fiktiv sind und die Studenten vor diesen Moot Courts keine Interessen echter Parteien vertreten, sind diese Moot Courts ein wichtiger Bestandteil der Juristenausbildung. Die wesentlichsten Lernerfahrungen sind letztlich genau das – Erfahrungen. Erfahrungen sammelt man allerdings ausschließlich durch das möglichst realitätsnahe Handeln. Die Studenten lernen nicht nur, wie man im Team arbeitet, Sachverhalte aufbereitet, juristische Argumentationen erarbeitet und auch vor Publikum präsentiert – sie müssen es tatsächlich und konkret machen.

Woher weiß man, wie ein Rechtsanwalt handelt? – Von Rechtsanwälten!

Gerade bei diesen ersten Gehversuchen junger (künftiger) Kollegen ist der Erfahrungsaustausch mit Älteren – wie immer im lebenslangen Lernprozess – äußerst wertvoll. Wir von KÜMMERLEIN freuen uns daher sehr, dass wir das Jessup-Team der RUB in einem Probelauf unterstützen und so zu diesen Erfahrungen beitragen konnten. Wir wünschen dem Team viel Erfolg und verfolgen mit Spannung alle Neuigkeiten der Gruppe deutscher Juristen aus Bochum in Washington, D.C.! 

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